Genaugenommen ist es sogar ein Helikopter Instruktorflug, den der Thorsten Weber, der Gewinner unseres Mission Luftrettung Gewinnspiels vor kurzem erleben durfte.
Hier nun sein vollständiger Erfahrungsbericht wie es sich für einen erfahrenen Modellhubschrauberpiloten anfühlt, plötzlich die großen Rotoren steuern zu dürfen.
Instruktorflug Augsburg am 6. Juni 2015
Als 13 jähriger habe ich mein Taschengeld, und alles was bei Rasen mähen und co. herum kam, immer schön brav zum Modellbauhändler des Vertrauens getragen, um mir so Stück für Stück eine eigene kleine Hubschrauberstaffel zusammenzubauen. Wer konnte damals ahnen, dass Revell sich eines Tages dafür revangieren würde? Ich nicht! Doch an jenem schicksalhaften Tag des Facebook-Gewinnspiels war mir klar, da musst du mitmachen…
So kam es also, dass wir uns am 5. Juni diesen Jahres auf den Weg machten, aus dem schönen Rheinland weit in den Süden, nach Augsburg. Dort, so sagte man uns vorab, finden die Schnupperflüge immer statt. Doch dafür fährt man gerne einmal quer durch die Republik, nicht?
Nach Brezeln und Kaffee ging es gegen Mittag des Folgetages in Richtung Flughafen. Und während sich die Augsburger am nahegelegenen Wassersportsee abkühlten, wurden wir ein paar Meter weiter von den Mitarbeitern der Heliaviation in Empfang genommen. Bei Kaffee und der ein oder anderen Fachzeitschrift blieb noch Zeit sich etwas zu sammeln. Aber keine Spur von Nervosität, dafür umso mehr Vorfreude. Um 14.15 wurde es langsam spannend, ich lernte meinen Fluglehrer, Herrn Lang, kennen, und es ging direkt zum Briefing. Eine kleine Theorie-Lektion zum Thema Flugphysik, es wurde das Amaturenbrett besprochen. Welche Instrumente sind nachher relevant? Was wird vorab alles angeschaltet? Wie verhält sich der Hubschrauber in bestimmten Fluglagen? Ich lernte die Steuerorgane kennen, es wurden die Manöver für später durchgesprochen. Und am wichtigsten, „Your controlls“ – du übernimmst, „My controlls“ – ich übernehme. So werden wir uns später verständigen. Ein Blick noch auf die ICAO-Karte. „Hier kommt ihr her? Ganz schön weiter Weg, mit dem Hubschrauber, schätze 1 ½ bis 2 Stunden.“
Warnwesten über, jeder ein Headset, es folgt ein kurzer Rundgang durch den firmeneigenen Hangar. Mit dem Golfcaddy ging es anschließend weiter zum Vorfeld. Unserer Maschine heute, eine Guimbal Cabri G2, die auf den ersten Blick ein wenig wie der kleiner Bruder des EC-135 wirkt. Tatsächlich wurde sie von einem ehemaligen Eurocopter-Ingenieur entwickelt, also garnicht mal so abwegig. Nun stand der sogenannte Preflight-Check auf dem Programm. Begehung der Maschine von außen, kurzer Blick auf Motor, Haupt- und Heckrotor, alles ok. Einsteigen, anschnallen, Headset aufsetzen, so langsam kam doch etwas wie Nervosität auf. Herr Lang ging die Cockpit-Checkliste durch. Hauptschalter, Funk, Positionslichter, Mikrofone ok? Zündung ein, es kann losgehen. Kaum zu glauben was für ein Kraftpaket die Cabri G2 ist, man sieht es ihr zuerst garnicht an! Aber man spürt wie der Rotor immer mehr Fahrt aufnimmt, während die Grashalme unter uns zeigen, dass wir jeden Moment abheben müssten. Kurzer Funkspruch zum Tower, und Herr Lang zieht die Maschine nach oben, um direkt in einer scharfen Linkskurve eine Wiese am Platzrand anzusteuern.
Wir gehen noch einmal runter. Kurz durchatmen, alles bereit? Dann ist es Zeit für Übung 1. Aufgabe war, Viertelkreise nur mit den Pedalen zu steuern, während Herr Lang die übrige Steuerung übernimmt. Zugegeben, es ist schon ein Unterschied zu PC-Simulatoren! Aber nach 2-3 Versuchen hat man ein Gefühl dafür. Vor allem merkt man sehr deutlich, ob man gerade Heckrotorschub gibt oder die Maschine einfach driften lässt. Ein paar Pirouetten in beide Richtungen, und wir setzen erstmal wieder auf. Nun galt es ein Gefühl für den Pitch, oder Kollektivhebel, zu bekommen. Dieser erinnert ein bisschen an die Handbremse im Auto, befindet sich allerdings links und dient beim Hubschrauber dem Steigen oder Sinken. Mein Blick wandert zwischen Horizont und Höhenmesser hin und her, während ich zwischen einem und drei Metern hoch und wieder herunter zu schweben beginne. Ein wenig fühlt es sich an wie Aufzug fahren, nur dass man selber das Tempo bestimmt. Und man merkt wieder wieviel Power in dem kleinen Kraftpaket steckt! „Fliegst du Modellhubschrauber?“ – „Jep“ –„Merkt man, du hast schon so ein bisschen Gefühl hierfür“. Sowas hört man doch gerne. Anschließend galt es sich mit dem Stick vertraut zu machen, dem Steuerknüppel, welcher die Flugrichtung bestimmt.
Während Herr Lang die Höhe hält und mit den Pedalen gegensteuert, ist es meine Aufgabe zumindest grob die Position zu halten. Ein wenig ausprobiert wie der Heli reagiert, und dieser eine Moment sollte kommen, den ich mir schon seit so vielen Jahren ausmale. Das erste Mal hieß es „Jetzt mal alles gleichzeitig, your controlls“. Ich bin hochkonzentriert, angespannt bis in die Fingerspitzen, kann den Moment kaum erfassen, aber es hilft nichts. Die Maschine macht was sie will. Mit Mühe schaffe ich es halbwegs die Fluglage zu halten. Schon der bloße Gedanke an eine Bewegung reicht, und wir brechen in eine Richtung aus. Ich halte minimal dagegen, und schon geht der Heli in den Vorwärtsflug über, nichts zu machen. Spätestens jetzt gehört mein Respekt den Männern und Frauen in der Luftrettung! Die setzten viel größere und schwerere Maschinen mal eben unter Zeitdruck in enge Häuserschluchten, und das bei Wind und Wetter! Und wir haben hier strahlenden Sonnenschein, gut, ein wenig Thermik vielleicht, aber optimale Bedingungen. Herr Lang ist trotzdem zufrieden. „Drehen wir eine Platzrunde?“. Da sagt man natürlich nicht nein. Erneut Rücksprache mit dem Tower. Wir schweben zur Landebahn, steigen auf drei Meter, ehe wir mit der Nase voran abkippen um auf knapp 190 Knoten zu beschleunigen. Jetzt fehlte eigentlich nur noch die Titelmelodie von Magnum. Am Ende der Startbahn ging es steil aufwärts. „Wir steigen jetzt auf 1600 Fuß, dann kannst du nochmal übernehmen“. Die Aussicht ist genial, perfekte Rundumsicht in der engen Kabine. „Nun nimm mal den Stick und halte da vorne auf den See zu. Your controlls“ – „My controlls“. Allerspätestens jetzt fängt es richtig an Spaß zu machen. Im Vorwärtsflug ist der Heli extrem gutmütig, und das Gefühl die Kontrolle über die Flugrichtung zu haben unbeschreiblich. So hab ichs mir vorgestellt! „Und nun steuer mal den Sportplatz an“ – „Wieviel Uhr?“ – „Auf eins“ –„Hab ihn!“. Wieder halte ich mit viel Feingefühl so gut wie möglich den Kurs. „Hast du eigentlich mal überlegt das hier beruflich zu machen? Du scheinst ein Händchen dafür zu haben“. Es hätte in diesem Augenblick wohl kein schöneres Kompliment geben können! Schade dass ich die Maschine wieder abgeben musste, aber wir befanden uns bereits im Landeanflug. Wieder ging es in geringer Höhe die Landebahn entlang. Kurzer Gruß an die wartende Crew eines Bell 407. Dort einmal selber im Cockpit sitzen ist von nun an das nächste Ziel, das steht fest!
Es ging erneut in Richtung Flugwiese. „Ein paar Minuten haben wir noch, versuchs noch einmal, your controlls“ – „My controlls“. Ich gebe alles, noch einmal volle Konzentration. Und siehe da, es klappt! Gut, minimal driftet mir der Heli weg, aber für die erste Flugstunde völlig in Ordnung. Ich schaffe es tatsächlich, die Cabri G2 ruhig zu halten, Herr Lang ist zufrieden. Wir setzen wieder auf dem Landeplatz auf. „Die Triebwerke müssen noch ein paar Minuten laufen, bis die Anzeige hier unter 90 ist“. Wenige Minuten später, Checkliste abgearbeitet, alles zurück auf Null, noch ein kurzes Erinnerungsfoto. Vernünftigerweise und entgegen aller Erwartungen bin ich dann auch freiwillig wieder ausgestiegen. Szenen wie auf dem Kinderkarussell, von aufgebrachten Eltern und Kindern die sich mit allem was sie haben am Feuerwehrauto festklammern, wollte ich den Anwesenden doch ersparen. Doch Spaß bei Seite. Zu Fuß ging es zurück zum Hangar, es sollte noch ein Debriefing folgen, beziehungsweise eine Trinkpause, denn es war richtig sommerlich warm.
Offensichtlich habe ich mich doch recht gut geschlagen, es sei Potenzial vorhanden, und sollte ich erwägen früher oder später in die Helifliegerei einzusteigen, dürfte ich gerne wieder nach Augsburg kommen. Das lässt man sich nicht zweimal sagen, doch so vernünftig muss man leider sein, dazu braucht es einfach noch ein wenig Kleingeld. Zum Abschluss gab es noch ein Zertifikat und ein wenig Smalltalk über die neuesten Typenmuster, ehe wir uns gegen 17.00 wieder auf den Weg ins Rheinland machten. Auf dem Rückweg ließ ich mir einen kurzen Abstecher nach Donauwörth natürlich nicht nehmen. Wenigstens ein kurzer Blick aufs Eurocopter-Werk sollte es sein, wenn auch leider gerade kein Flugbetrieb stattfand.
Was bleibt abschließend zu sagen? Im Grunde nur eins. Fügt man einem Traum einen Zeitplan hinzu, dann hat man ein Ziel. In diesem Sinne, danke nochmal Revell für das Setzen des Startpunktes! Und solange es noch an Kleingeld fehlt bleibt mit Sicherheit etwas Zeit für den ein oder anderen Bastelabend.
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