Auf Facebook wurden wir kürzlich auf die Mission Gullwing XXL von Werner Pitzer – auch bekannt als Blech-Picasso – aufmerksam. Werner hat für eine seiner Ausstellungen den Mercedes Benz 300 SL als Gemälde gemalt und dabei auch ein Revell Modell gebaut:
Für Euch haben wir Werner einige Fragen zu seiner Arbeit als Maler von Autos und Flugzeugen, aber auch als Modellbauer gefragt.
Vielen Dank Werner für Deine Zeit und die spannenden Antworten!
Und euch nun viel Spaß beim Lesen:
1. Hallo Werner! Erzähle unseren Lesern doch kurz etwas über dich. Wer bist Du und wie bist Du der Blech-Picasso geworden?
Ja, mein Name ist Werner Pitzer, inzwischen schon 58 Jahre alt und seit Kindesbeinen an begleiten mich drei Leidenschaften in meinem Leben: Die Lust auf tolle Autos, Modellbau (überwiegend Autos natürlich) und das Arbeiten mit dem Zeichenstift.
Abstrakte Kunst liegt mir dabei fern. Ich lebe eher den „automobilen Fotorealismus“, wie das Opel-Magazin in einer Ausgabe meine Kunst treffend bezeichnet hat.
Den Spitznamen Blech-Picasso hat ein Oldtimerfreund von mir erfunden, der mich so mal so begrüßt hat. Er beschreibt perfekt kurz und knapp wofür meine Kunst steht bzw. was ich mache.
2. Malst Du lieber historische oder moderne Fahrzeuge?
Wenn ich ehrlich bin: Lieber Klassiker. Die geschwungene Form der Kotflügel und die vielen Chromteile reizen mich mehr. Die Anschaffung eines eigenen Oldtimers vor 8 Jahren (Opel Manta A von 1973) haben diese Leidenschaft noch untermauert. Natürlich gibt es davon ein authentisches Modell im Maßstab 1:18 und etliche Kunstwerke auf Leinwand.
3.Wie lange hat es gedauert, bis Du das erste Mal ein Auto so lebensecht wiedergeben konntest?
Da muß ich erst überlegen. Es war ein stetiger Lernprozess. Angefangen habe ich im zarten Alter von 8 Jahren glaube ich. Da habe ich begonnen Comics selber zu zeichnen. Der Comic- und Rennfahrerheld Michel Vaillant war früher wie heute dabei eine Inspiration.
Jahre später habe ich begonnen Designstudien aus Auto-Illustrierten nachzuzeichnen, erst mit Bleistift dann bunt mit Ölkreide-Farbstiften, die ich noch heute benutze. Die erste Auftragsarbeit kam dann mit 23, wo ich für einen Bekannten einen Scirocco II malen sollte. Viele Betrachter sahen dabei erst auf den zweiten Blick, dass es sich um eine Zeichnung handelte. Von da an ließen die Auftragsarbeiten nicht mehr nach. Alles in allem würde ich sagen 15 Jahre hat es gedauert.
4. Manche Deiner Bilder sind Szenen, die fast wie Dioramen aus verschiedenen Bestandteilen zusammen gesetzt sind. Wie gehst Du dabei vor?
Da nehme ich als Beispiel mal mein Projekt „S5 meets F-4“, wo ein Audi Fahrer seinen aktuellen S5 zusammen mit seinem ehemaligen Arbeitsgerät bei der Bundeswehr, einer Phantom F-4 auf die Leinwand gebannt haben wollte. Die Vorgabe des Kunden: Sonnenuntergang und möglichst dynamisch in Bewegung das Ganze.
Voraus geht dann immer eine Bilderrecherche im Internet. In diesem Fall bestimmt 20 Bilder von Flugzeugen und Autos. Dann beginne ich am Computer mit Hilfe eines Fotoprogramms Szenen mit den vorhandenen Bildern zu erstellen. Ich schlage dann 3 Szenen vor, wovon der Kunde sich eine Szene ausuchen kann.
5. Wie wichtig ist denn Modellbau für Dich?
Sehr wichtig, weil es einen Ausgleich schafft zu meiner Malerei und mir auch die Tür öffnet zu Modellaustellungen und Messen, wo ich auch meine Kunst Modellbauern präsentieren kann. Oftmals kann ich da auch Kunden generieren.
Mein Projekt Antonow An-225 „Mrija“ (Anm. d. Red.: Gibt es übrigens auch gerade frisch von Revell!) aus dem letzten Jahr ist ein gutes Beispiel.
6. Und wie kamst Du damals zum Modellbau?
Eigentlich noch vor meiner Malerei in früher Kindheit, wobei das Taschengeld oftmals Grenzen setzte. Vielleicht habe ich deshalb mit der Malerei begonnen. Die Box-Art auf den Verpackungen waren dabei auch inspirierend.
7. Ist Modellbauen eine Hilfe beim Malen oder würdest Du Modellbauern auch empfehlen sich mit Malen zu beschäftigen und welche Vorteile hätte das?
Ich sage immer: Malen ist Modellbau in 2D. Wie beim Modellbau auch, wird Teil für Teil in einer Skizze erarbeitet und beim Ausmalen mit einem perfekten Oberflächen-Finish versehen.
8. Wie lauten Deine 3 Top-Tipps, die Du Modellbauern geben kannst?
- Lackierung ist das Wichtigste. Wenn irgendwie möglich, immer die gute Airbrushpistole einsetzen.
- Nichts dem Zufall oder Bauplan überlassen. Passgenauigkeit prüfen. Ich baue vor der eigentlichen Montage das Modell zu 80 Prozent provisorisch zusammen, um zur Not noch was ändern zu können. Dann wird alles wieder zerlegt, lackiert und wieder zusammengebaut. Das ist ganz wichtig bei Umbauten.
- Verträglichkeit von Farben und Hilfsmittel prüfen. Das vorher bei Teilen oder Decals ausprobieren , die nicht so wichtig sind.
9. Hast Du Lieblingsfahrzeuge oder eine favorisierte Marke und warum?
Ganz klar die Roten aus Maranello. Weil einmal rot meine Lieblingsfarbe ist und diese Autos eine unvergleichliche Historie haben, wie ich finde. Ich bin auch zu dieser Marke über die Modellbauschiene gekommen . Weil ich in den Achtzigern eine Sammlung von einer Marke in einer Farbe haben wollte, und bei das bei Ferrari ausreichend im Sortiment der Hersteller vorhanden war.
10. Wie findest Du Ideen und Inspirationen für Motive?
Beim Sichten von Bildern im Internet, auf Oldtimermessen, Rennstrecken aber auch beim Autofahren, wenn ich sehe, wie sich der Lack des vorausfahrenden Fahrzeugs spiegelt.
11. Beschreib doch einmal den Ablauf von der Idee bis zum fertigen Bild.
Wie oben beschrieben geht eine ausgiebige Bilderrecherche im Internet voraus und mit Hilfe eines Fotobearbeitungsprogramms entsteht eine Szene, die ich als Vorlage benutze.
Von dieser Vorlage fertige ich frei Hand eine Bleistift-Skizze, wo ich die Details heraus arbeite.
Ist diese gut genug, übertrage ich die Linien auf eine Leinwand, wo ich mit dem Ausmalen beginne. Dazu benutze ich als erster Schicht Acryl-Farbe, die ich einfach mit einen Pinsel oder der Airbrush-Pistole auftrage.
Als letzte Schicht zum Finish nehme ich aber immer meine Künstlerfarbstifte . Nur so erhalte ich den fotorealistischen Effekt. Zum Schluß wird das Ganze mit Firnes versiegelt, die ich aufsprühe.
12. Ist es besser vom Original oder von einem Modell zu malen?
Original. Wobei ich auch mal ein Modell benutze um zu sehen, wie der Schatten bei gewissem Lichteinfall fällt oder wie die Lackspiegelung sein muß.
13. Was wäre für Dich noch ein echtes Traummotiv und was reizt Dich daran so?
Fällt mir eigentlich so nicht ein. Liegt vielleicht daran, daß man mit dem Zeichenstift alles schaffen kann.
In meinem Kopf stecken allerdings schon seit Jahren einige Projekte, die ich bis jetzt aus Zeitmangel nicht realisieren konnte. Das Gemälde „Mission Gullwing XXL „ ist so ein Beispiel. Von der Idee bis zur Realisierung 4 Jahre.
14. Wo kann man aktuell Deine Bilder sehen und kann man sie auch kaufen?
Natürlich im Internet auf meiner Homepage www.blech-picasso.de, auf meiner Facebook Fanpage, Stichwort „Blechpicasso“ und „live“ vor Publikum mit einem Projekt. In diesem Jahr bin ich auf einigen Modell-und Oldtimermessen im Raum Osnabrück. Dazu gehören unter anderem:
- Welt des Modellbaus XXL 2019, am 17.02.2019 im Autohaus Härtel, Mindener Straße 100, 49084 Osnabrück
- Oldtimermesse OSNA-OLDIES , am 02. Bis 03. März in der Halle Gartlage, Schlachthofstraße 48, 49074 Osnabrück
- FMO- Modelltag 2019, Flughafen Münster Osnabrück Greven, Datum steht noch nicht fest
Da ich fast ausschließlich im Auftrag arbeite, verkaufe ich keine Bilder. Bestellungen nehme ich sehr gerne über o.g. Plattformen an. Da ich aber immer sehr ausgebucht bin, muß man mit der Realisierung etwas Geduld haben. Momentane Lieferzeit ca. 6 Monate.