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Churchills Notizen, Battle of Britain und 5 Modellflugzeuge in 1:72

Von 21. September 2020Modellbau11 min Lesezeit

Für die einen war es eine Luftschlacht. Eine wichtige Schlacht sicherlich, aber doch eine Schlacht von vielen. Für die andere Seite war es die letzte Chance. Der Kampf um das Leben, das sie kannten, um ihre Insel und darum, Europa irgendwann von den Nazis zu befreien:

The Battle of Britain. (Link zum Artikel im Revell Shop)

Der Begriff „Battle of Britain“ wurde am 18. Juni 1940 von Winston Churchill geprägt. Dem Menschen – wenige Monate zuvor als Premierminister angetreten, der seine Landsleute auf einen harten Widerstand voller Entbehrungen einschwören sollte:

„What General Weygand called the Battle of France is over. I expect that the Battle of Britain is about to begin. Upon this battle depends the survival of Christian civilization. Upon it depends our own British life, and the long continuity of our institutions and our Empire. The whole fury and might of the enemy must very soon be turned on us.“

Diese Rede vor dem britischen Unterhaus gilt als eine der bekanntesten und bedeutendsten Reden des zweiten Weltkriegs. Weltberühmt wurde sie wegen des letzten, auch titelgebenden Satzes:

This was their finest hour.

Churchill machte sein Land für die Strategie bereit, mit der das Deutsche Reich seine Operation Seelöwe – die Invasion Englands – vorbereiten wollte. Heftigste Luftangriffe der deutschen Luftwaffe sollten die Royal Air Force außer Gefecht setzen und so den Invasionstruppen den Weg frei machen.

Bauen mit Wörtern

Bevor wir auf unsere Modelle zum 80. Jubiläum des Battle of Britain eingehen, möchten wir Euch wie immer eine neue, vielleicht unerwartete Perspektive auf das Thema bieten:

Bei der Recherche zu diesem Artikel stießen wir auf einen Blog-Artikel des texanischen Autors und Künstlers Austin Kleon, der sich mit der Art, wie Churchill Reden entwickelte, beschäftigt. Und auch, wenn wir im Modellbau eher mit Farben, Formen und technischen Details arbeiten, ist die Arbeitsweise von Meistern ihres Fachs für uns auch interessant, wenn es sich um ein anderes Fach handelt. Besonders, wenn es so historisch relevant ist.

In diesem Falle ist es die Art und Weise wie Wörter, Texte und ihr Vortrag bis zur Perfektion überdacht, gefeilt und poliert werden und so eine Rede entsteht, die die Welt nachhaltig verändert. Ob die Feder nun mächtiger ist als das Schwert, die Schreibmaschinen wirkungsvoller als Tragflächen und Panzerung sind oder einander immer gegenseitig bedingen sei einmal dahin gestellt. Interessant ist aber sich anzuschauen, wie aus einer Seite Fließtext ein Redenmanuskript wurde, das bereits auf den ersten Blick mehr wie ein Kunstwerk oder ein Gedicht wirkt.

Macht Euch am besten selber ein Bild:

Hier einmal der Schluss der weltberühmten Rede als ein früher Entwurf:

Extract from draft of “Finest Hour” speech by Winston Churchill, June 1940. Typescript with manuscript annotations. Churchill Papers, Churchill Archives Centre, Cambridge, U.K. (104.1) © Crown copyright 1940, Archival Reference #9/172/152

Extract from draft of “Finest Hour” speech by Winston Churchill, June 1940. Typescript with manuscript annotations. Churchill Papers, Churchill Archives Centre, Cambridge, U.K. (104.1) © Crown copyright 1940, Archival Reference #9/172/152

 

Und das finale Manuskript:

Churchill’s ‘Their Finest Hour’ Speech ©The Churchill Archive

Churchill’s ‘Their Finest Hour’ Speech ©The Churchill Archive

„Bless the English for Hobbies“

Mit dieser Aussage schließt der oben erwähnte Artikel von Kleon. Und er meint damit die Art und Weise, mit der Churchill bereits weit über 60 Jahre alt, sein unglaubliches Arbeits- und Kreativitätspensum geleistet hat.

Er hatte einen sehr strikten Tagesablauf, der nach einer produktiven Arbeitseinheit am Vormittag einen 2-stündigen Mittagsschlaf und eine zweite Arbeitseinheit tief in der Nacht vorsah. Genauso strikt waren kreative Tätigkeiten eingeplant, die ihm beim Auftanken halfen. So war Churchill beispielsweise ein begeisterter Hobby-Maurer, Maler und Landschaftsgärtner.

Möglicherweise würde er sich heute auch für den Modellbau begeistern können, wer weiß. So oder so ist der Modellbau eine Tätigkeit, die Augen und Hände herausfordert und uns damit herunterkommen und unser stressiges Tagesgeschäft besser bewältigen lässt.

Die Modelle zum Battle of Britain in 1:72

Passend zum Jubiläum der Luftschlacht um England haben wir zwei Produkte für Euch im Angebot:

Zum einen die Ju 88 A-1 als einzelnen Bausatz für bereits erfahrene Bastler auf dem Level 4. Dieser Bausatz besteht aus 125 Teilen und ergibt ein Modell des vielseitigen deutschen Kampfflugzeug. Die Gesamtlänge beträgt im gebauten Zustand 20,1 cm mit einer Spannweite von 28 cm.

Hier einige Highlights der Ju 88 A-1:

  • detailliertes Cockpit
  • Detaillierter Pilotensitz
  • Ausgeprägtes Instrumentenbord
  • Separate Querruder und Klappen
  • Drehbare Propeller
  • Detailliertes Fahrwerk
  • Detailliertes MG
  • Abziehbildermarkierungen für 2 Versionen der Luftwaffe

Zudem bieten wir Euch ein Battle of Britain Jubiläums-Set mit 4 Modellen, das neben Supermarine Spitfire Mk.1a (28 Teile und 13,2 cm) und Hawker Hurricane Mk.1A (19 Teile und 13,3  cm) auch deren damalige Gegner Junkers Ju 88 A-1 (119 Teile und 20,1 cm) und Junkers Ju87 B (56 Teile und 15,7 cm). Neben diesen Bausätzen sind im Set außerdem Basisfarben, Kleber und Pinsel enthalten.

Beispielhaft hier einige Bilder der Ju 88 A-1 aus dem oben genannten Einzelbausatz. Die Ju 88 A-1 aus dem Set ist der gleiche Bausatz, verfügt aber über eine etwas andere Dekoration.

Die weiteren Modelle der Jubiläums-Edition sind exklusiv nur in diesem Set und nicht einzeln erhältlich! 

Merkmale der Bausätze:

  • 4 Kunststoffmodellbausätze
  • Strukturierte Oberflächen
  • Bewegliche Propeller
  • Abziehbilder
  • Farben (Revell Aqua Color), Pinsel, Klebstoff (Revell Contacta Professional Mini)

Link zum Produkt im Revell Shop

Was war die Luftschlacht um England eigentlich?

Wie oben schon beschrieben, ging es für Großbritannien um alles. Das Deutsche Reich war gerade in Frankreich einmarschiert und hatte damit den Großteil von Kontinentaleuropa unter Kontrolle. Eine Invasion der britischen Insel war also absehbar und wurde vom deutschen Oberkommando bereits als Unternehmen Seelöwe geplant. Doch bevor Bodentruppen wie geplant Mitte August die Insel einnehmen können, mussten die Luftstreitkräfte ausgeschaltet und Versorgungskonvois auf See aufgehalten werden.

Die Angaben zu historischen Ereignissen mit solchen Ausmaßen weichen je nach Quelle von einander ab. Wir haben hier vor allem die Fakten der Battle of Britain Historical Society herangezogen.

Die Luftschlacht um England gilt bis heute als erste und einzige Schlacht, die vollständig und ausschließlich in der Luft ausgetragen wurde. Und gilt zudem als erster großer Wendepunkt des zweiten Weltkriegs, in dem das deutsche Reich zum ersten Mal sein gesetztes Ziel nicht erreichte und eine Niederlage hinnehmen musste. Die gesamte Schlacht wird vom 10. Juli bis 31. Oktober 1940 datiert.

Am 7. September 1940 begann die Operation, die heute unter dem Begriff „The Blitz“ bekannt ist. Die Luftwaffe begann statt militärisch relevanter Ziele, London zu bombardieren, um die Moral der Briten zu schwächen. Am 15.9.1940 der noch heute als Battle of Britain Day in England gilt, waren zeitweise sämtliche britische Flugzeuge gleichzeitig in der Luft, um den massiven Angriff der Deutschen abzuwehren, die allein an diesem Tag über 1000 Einsätze auf London flogen.

Einige der Gründe, warum die Luftschlacht um England den heute bekannten Ausgang nahm:

Wetter und Zeit – Zielsetzung der deutschen Truppen war, die Herrschaft über den Luftraum zu gewinnen und eine Invasion Mitte August zu ermöglichen. Je länger die RAF den deutschen Angriffen widerstand, desto näher rückte schlechtes Herbst- und Winterwetter, das eine erfolgreiche See-Invasion immer unwahrscheinlicher machte.

Radar – (Radio Detecting and Ranging) war ein entscheidender Vorteil auf englischer Seite. Die Technologie war zwar auf deutscher Seite entwickelt worden, wurde aber von der Luftwaffe unterschätzt und von den Briten sehr effektiv eingesetzt, um Angriffe vorherzusehen und die eigenen Ressourcen so effektiv wie möglich einzusetzen.

Piloten – Bei Abschüssen verloren die Briten oft nur die Flugzeuge, aber die Crew kam zurück nach Hause und konnte wieder eingesetzt werden. Deutsche Crews wurden gefangen genommen und damit fehlten der Luftwaffe bald die gut ausgebildeten Piloten. Die Royal Air Force wurde zudem von gut 3.000 Kräften aus Neuseeland, Australien, Kanada, Südafrika, Rhodesien (heute Simbabwe), Belgien, Frankreich, Tschechien und Polen verstärkt.

Produktion – auf beiden Seiten gingen die Verluste an Maschinen in vierstellige Bereiche. Letztendlich konnten die Briten in kürzerer Zeit mehr Flugzeuge bauen und mit Piloten besetzen, als die Luftwaffe. Dabei war die von Reginald Mitchell entworfene Supermarine Spitfire zwar in der britischen Propaganda zweifellos das leistungsfähigere Flugzeug war, das der Messerschmitt Bf109 als ebenbürtig galt und unter 4000 Metern sogar überlegen war.
Die von Sydney Camm entworfene Hawker Hurricane aber, erwies sich aber als zuverlässiger, wendiger weil langsamer und vor allem: Schneller und günstiger zu bauen und zu reparieren, da der Rumpf nicht vollständig aus Metall bestand sondern aus einer Holz- und Metall-Konstruktion, die mit Stoff überzogen war.
Und: Rein an den gezählten Abschüssen war die Hurricane in der Luftschlacht sogar das erfolgreichere Flugzeug.

Sir Hugh Dowdings System und Strategie als Kommandant der Royal Fighter Command führte gegenüber der Strategie auf deutscher Seite zum Erfolg. Das gezielte Zusammenspiel von Radar-Stationen, Bodenabwehr und den technischen Vorteilen von Spitfires und Hurricanes machte den Unterschied. So wurden deutsche Flieger früh erkannt und konnten in Empfang genommen werden was auf deutscher Seite zu Aussagen führte wie „Egal wohin wir fliegen, die Engländer sind schon da und warten auf uns“. Zudem war die Reichweite der deutschen Jäger geringer und so mussten britische Abfangjäger nur warten, bis sie die Begleitung der Bomber aufgaben und konnten ungeschützte Bomber angreifen oder warteten je nach Ziel ab, bis die Flieger auf dem Rückzug waren und griffen dann erst an.

Churchills Fazit lautete später:

Nie zuvor in der Geschichte des kriegerischen Konflikts verdankten so viele so wenigen so viel“

Der defensive Sieg im Battle of Britain gab den Alliierten einerseits die Moral und den Ausblick auf die Möglichkeit zurück, das Deutsche Reich besiegen zu können.

Auf der strategischen Seite hatten die amerikanischen Streitkräfte nach Kriegseintritt mit der britischen Insel einen perfekten Flugzeugträger, um auf europäischem Boden in den Konflikt eingreifen zu können und schlussendlich konnte mit der Operation Overlord am 6. Juni 1944 von der britischen Küste aus der Angriff auf die Normandie und damit das Ende des Krieges auf westeuropäischer Seite eingeleitet werden.

Inspirationen zum Bau des Jubiläumsset

Groupbuild 2014 Luftschlacht um England

Modellbau-Youtuber Panzerschmied rief 2014 zu einem Groupbuild mit dem Thema „Luftschlacht um England“ auf. Die Aktion lief von September bis Ende Dezember und in seinem Video hier bekommt Ihr nicht nur die Bau-Ergebnisse zu sehen, sondern am Anfang eine historische Kurzzusammenfassung:

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Panzerschmied selber lieferte ein spektakuläres Gefechts-Diorama mit einer Ju 88 und einer Spitfire über London ab:

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Im Revell Community Forum gibt es eine übrigens eine interessante Diskussion zu den historischen Hintergründen und dass sich die von Panzerschmied im Dio dargestellte Szene vermutlich kaum über London abgespielt haben dürfte, sondern eher über der Nordsee und dem Ärmelkanal wo vermutlich 90% der Luftschlacht-Gefechte stattgefunden haben:

Link ins Revell Community Forum

Neuer Film – Geschwader 303

In der Luftschlacht kämpften nicht nur Briten, sondern wie bereits oben erwähnt um die 3000 Kräfte verschiedener Bündnispartner. Gerade vor 2 Monaten ist der Film Squadron 303 auf DVD und Bluray beschrieben, der den Battle of Britain aus der Perspektive eines polnischen Geschwaders zeigt, das nicht nur für die Royal Air Force gekämpft, sondern wohl auch mit die meisten Abschüsse erzielt haben soll.

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Battle of Britain Doku mit Ewan McGregor

Der Bruder von Obi Wan Kenobi Schauspieler Ewan McGregor ist selbst Pilot in der RAF und gemeinsam haben Colin und Ewan 2010 eine sehr interessante Doku für die BBC über die Luftschlacht produziert:

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Hier findet Ihr unser Jubiläumsset Luftschlacht um England im Revell Shop